Bad Soden, Deutschland,
19
Januar
2010
|
17:00
Europe/Amsterdam

Spektakuläre Montage eines Luftzerlegers

Pünktlich, spektakulär und am Ende erfolgreich gestaltete sich der Höhepunkt der Montage einer Produktionsanlage für Luftgase des Industriegasespezialisten Messer. Eine 140 Tonnen schwere Aluminiumkolonne wurde mit dem stärksten Raupenkran aus Süddeutschland, der eigens für die Montage seine Reise nach Salzgitter antrat, von oben in ein 62 Meter hohes Stahlgehäuse eingepasst und dafür über 100 Meter hoch in die Luft gezogen. Messer investiert ca. 50 Millionen Euro in die so genannte Luftzerlegungsanlage auf dem Gelände der Salzgitter Flachstahl GmbH. „Wir halten an unserem Ziel fest, eine zuverlässige Produktionsbasis von Gasen für den Norden und Osten Deutschlands zu schaffen und hoffen, dass wir damit einen nachhaltigen Beitrag zur weiteren Ansiedelung von Betrieben zu schaffen“ erklärt Stefan Messer, Eigentümer und Vorsitzender Geschäftsführer der Messer Gruppe.

In der Trennkolonne der Luftzerlegungsanlage wird Umgebungsluft durch ein hochmodernes thermisches Trennverfahren in ihre Hauptbestandteile Sauerstoff und Stickstoff zerlegt. Die unterschiedlichen Eigenschaften der Gase verbessern die Qualität vieler Produkte aller Branchen oder machen ihre Herstellung erst möglich. So wird Sauerstoff vor allem dazu eingesetzt, um Verbrennungsprozesse zu beschleunigen, beispielsweise in der Stahlherstellung. Stickstoff dagegen verdrängt durch seine Eigenschaften den Luftsauerstoff und wird darüber hinaus unter anderem zur Kühlung von Prozessen benötigt.

Ziel erreicht: Bau liegt voll im Plan

Am 7. Mai 2009 legte Messer den Grundstein für die Produktionsanlage auf dem Gelände der Salzgitter Flachstahl, einem Unternehmen der Salzgitter AG. Mit langfristigen Projekten – der Vertrag hat eine Laufzeit von 15 Jahren - trotzt der größte privat geführte Industriegasehersteller der Wirtschaftskrise. Pünktlich vor Winteranfang hissten Messer und seine Partner den Richtkranz für das neue Bauwerk. Ab August 2010 wird die Salzgitter Flachstahl GmbH über einen Zeitraum von 15 Jahren mit Industriegasen aus der Produktionsanlage versorgt. Die Luftzerlegungsanlage wird bis zu 28.000 Normkubikmeter gasförmigen Sauerstoff pro Stunde in das Verteilnetz der Salzgitter Flachstahl GmbH einspeisen. Optional kann Messer bis zu 40.000 Normkubikmeter Stickstoff in der Stunde gasförmig an das Unternehmen liefern. Messer wird zusätzlich Sauerstoff, Stickstoff und Argon in flüssiger Form produzieren und damit den lokalen Markt bedienen.

Eine Gesamtsumme von bis zu 160 Millionen Euro steckt der weltweit größte privat geführte Hersteller von Industriegasen in den Aufbau und die die Erweiterung der Produktion in Deutschland; insgesamt investiert Messer 700 Millionen Euro, um seine Kunden in Europa und Asien auch in Zukunft unabhängig und sicher zu versorgen.

So funktioniert die Zerlegung der Luft

Die Luftzerlegung in einer Produktionsanlage für Luftgase ist ein rein physikalischer Vorgang, bei dem keine chemischen Reaktionen ablaufen. In der Trennkolonne, dem Herzstück eines Luftzerlegers, rieselt die stark herabgekühlte und verdichtete Luft in flüssiger Form aufsteigender gasförmiger Luft entgegen. Die Flüssigkeit wird auf den Siebböden der Kolonne gestaut und von den Dampfblasen durchströmt. Aus dem Gasstrom verflüssigt sich dabei vor allem der höher siedende Sauerstoff bei einem Siedepunkt von minus 183 Grad Celsius. Aus den Flüssigkeitströpfchen verdampft bevorzugt der tiefer siedende Stickstoff bei einem Siedepunkt von minus 196 Grad Celsius. Am Kopf der Trennsäule sammelt sich daher gasförmiger Stickstoff, im „Sumpf“ flüssiger Sauerstoff. Durch Verdampfen des Sauerstoffs im Sumpf und Zugabe von flüssigem Stickstoff am Kopf der Kolonne wird dieser Vorgang solange fortgesetzt, bis die gewünschte Reinheit erreicht ist.