Bad Soden, Deutschland,
22
Februar
2012
|
08:00
Europe/Amsterdam

Kohlendioxid – ein Gas, das die Umwelt auch entlastet

CO2 hilft „sterbenden" Ölfeldern, sorgt für reines Wasser und wird sogar recycelt.

Ausgerechnet Kohlendioxid - CO2 -, einer der Hauptverursacher des globalen Klimawandels, scheint für effizientere Ressourcennutzung eine echte Offenbarung zu sein: Grund für diese überraschende Entwicklung ist die Möglichkeit, Ölfelder mit Kohlendioxid effizienter auszuschöpfen. Das Industriegaseunternehmen Messer half der Ölförderung bereits im Jahr 2004 auf die Sprünge. Gemeinsam mit dem kroatischen Geschäftspartner INA Naftaplin wurde unter dem Namen EOR - Enhanced Oil Recovery - ein CO2-Pilotprojekt durchgeführt. Auch in anderen Bereichen hilft Kohlendioxid, die Umwelt zu schonen.

Keine Neuigkeit: Die natürlichen Vorkommen an fossilen Brennstoffen wie Öl und Erdgas sind endlich. Noch in diesem Jahrhundert könnte es – falls die Nachfrage im momentanen Tempo steigt – zu Lieferengpässen kommen. Bohrexperten entdeckten aber vor einigen Jahren, dass die Einleitung von CO2 in ein versiegendes Ölfeld hilft, weiteres Ölvorkommen an die Oberfläche zu fördern. Der Industriegasespezialist Messer hat im Jahr 2004 in Kroatien die Ölförderung mit Kohlendioxid zum ersten Mal auch in Osteuropa erfolgreich getestet.

KOHLENDIOXID AUS CHEMIEPROZESSEN GEWINNEN UND WIEDER VERWENDEN
Ziel war es, die Wirksamkeit des CO2-Eintrags in ein vorhandenes Ölfeld zu überprüfen. So wurden für zwei erste Testzyklen zwei mal 16.000 Tonnen verflüssigtes Kohlendioxid an die Bohrstelle des Kunden in Ivanic Grad geliefert, dort in entsprechenden Tanks bevorratet und unter einem Druck von etwa 100 bar in die Erde gepumpt. Die Ergebnisse der ersten zwei Testzyklen überzeugten voll: INA Naftaplin verzichtete auf drei weitere Testphasen und startetedirekt das Hauptprojekt in einem größeren Maßstab. Das Mehr an Öl, das sich auf diese Weise gewinnen lässt, ist enorm – oft sind zehn bis fünfzehn Prozent vom ursprünglichen Ölvorrat (OOIP – ‚original oil in place') sogar möglich: Dies kann die wirtschaftliche Ölproduktion um mehrere Jahre verlängern – wie das jetzt in Kroatien der Fall ist. Eine für Messer ausgearbeitete Studie weist auf ein Potenzial von 1300 Millionen Barrel zusätzlicher Ausbeute durch dieCO2-Technologie allein auf dem europäischen Kontinent. Das genügt, um Deutschland mehr als ein Jahr lang komplett zu versorgen. Hinzu kommt, dass das injizierte CO2 zum größten Teil nicht wieder an die Umwelt abgegeben wird, sondern im Ölfeld gebunden bleibt. Im Durchschnitt wird für jedes Barrel Öl, das so zusätzlich produziert wird,über eine Drittel Tonne Kohlendioxid fest gelagert. Doppelter Nutzen für die Umwelt!

Neben dem wirtschaftlichen Erfolg und dem wichtigen Beitrag gegen Erderwärmung zeigte das Projekt noch einen weiteren positiven Effekt: Es unterstrich die Zukunftsorientierung und Leistungsstärke der kroatischen Wirtschaft, was auf dem Weg zur EU-Mitgliedschaft des Landes ein klares Zeichen setzte.

VIELFÄLTIGER EINSATZ VON KOHLENDIOXID SORGT FÜR DEN SCHUTZ DER UMWELT
Für Messer ist der Einsatz von Kohlendioxid zur Ölgewinnung eine von vielen umweltschonenden Gaseanwendungen des so genannten „Klimakillers". Es gehört zur Kernkompetenz des weltgrößten familiengeführten Industriegaseunternehmens, immer neue Anwendungslösungen zu entwickeln oder bestehende zu verbessern und damit die Umwelt zu entlasten. Kohlendioxid als Abfallprodukt aus industriellen Prozessen wird dabei wieder eingesetzt und somit „recycelt". Hochreine Kohlensäure für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie stammt dagegen aus Bodenquellen. In der Nahrungsmittelindustrie wird das tiefkalte Gas meist zum Kühlen und Frosten oder als Kohlensäure eingesetzt. In der Fertigungsindustrie hat das Strahlen mit Trockeneiskörnern in vielen Fällen bereits andere Strahlreinigungsverfahren abgelöst. Körner aus Trockeneis sind klein, fest und kalt. Schießt man diese Pellets mit Druck auf eine verschmutzte Oberfläche, zieht sich der Schmutz durch die Kälte zusammen, bricht dadurch vom Untergrund ab und wird durch den Luftdruck und von den nachkommenden Pellets einfach weggepustet. Das Ergebnis ist der reine Schmutz – die Entsorgung von Sand oder Abwasser entfällt. In Kläranlagen und Wasserwerken sorgt die Zugabe von CO2 für einen kontrollierten pH-Wert, der es ermöglicht, auf die größere Zugabe an chemischen Stoffen oder aggressiven Mineralsäuren für die Wasserklärung verzichten zu können. Kohlendioxid hat eben viele Seiten.