Bad Soden, Deutschland,
27
April
2010
|
08:00
Europe/Amsterdam

Gartenschläuche werden zu Gartenschläuchen

PVC – Polyvinylchlorid – ist einer der meist- verwendeten Kunststoffe in Europa. Werden dem PVC Weichmacher zugesetzt, ist er etwa für Fußbodenbeläge, Armaturenbretter oder Dichtungen verwendbar. Die Deponierung oder Verbrennung von PVC-Müll ist aus verschiedenen Gründen aber problematisch, und auch das werkstoffliche Recycling von Weich-PVC ist herausfordernd.

Viele Kunststoffe lassen sich erst in Pulverform recyclen und so wieder für die ursprüngliche Anwendung einsetzen. Im Kaltmahltechnikum der Messer Gruppe bei Krefeld werden zurzeit Gartenschläuche gemahlen. Ergebnis: Aus dem gewonnenen reinen Kunststoffpulver können neue Gartenschläuche gefertigt werden.

Beim Kaltmahlen werden die zu mahlenden Stoffe mit tiefkaltem flüssigem Stickstoff oder Kohlendioxid abgekühlt und versprödet. Darüber hinaus wird neben dem Produkt auch der Mahlvorgang gekühlt. Dadurch wird ein Temperaturanstieg, der durch die Umsetzung der elektrischen Energie der Mühlenmotoren entsteht, verhindert. Durch das kryogene Mahlen können Korngrößen deutlich unter 500 Mikrometern hergestellt werden. Dies wäre mit einer herkömmlichen Warmmahlung kaum zu erreichen.

Vom Aufgabebehälter wird das zu mahlende Gut über eine Dosierschnecke in den Wirbelschneckenkühler geleitet. Hier wird es durch eingesprühten Flüssigstickstoff gekühlt und gelangt gemeinsam mit dem Stickstoff in die Mühle. Dadurch wird gleichzeitig der Zerkleinerungsprozess in der Mühle gekühlt. Der Stickstoff übernimmt dabei eine weitere Funktion: Durch die tiefen Temperaturen trennen sich die verschiedenen Komponenten – beim Gartenschlauch der Weich-PVC vom Verstärkungsgewebe, den Polyesterfasern – voneinander. Durch die Versprödung wird der Weich-PVC fein zerkleinert, die Polyesterfasern bleiben hingegen aufgrund ihrer hohen Reiß- und Formbeständigkeit unzerkleinert.

Zur Vorzerkleinerung der Gartenschläuche werden die Schlauchteile auf einer Schneidmühle ohne Kühlung granuliert. Das Produkt ist ein Weich-PVC-Granulat mit einer Körnung von etwa einem bis fünf Millimetern. Hier trennen sich bereits die ersten Polyesterfasern vom PVC. Auf einer kryogenen Stiftmühle wird das PVC auf feinste Korngröße gemahlen. Die Polyesterfasern bleiben dabei weitestgehend unzerkleinert. Zur Trennung der Polyesterfasern vom PVC-Pulver ist eine abschließende Siebung erforderlich. Die Polyesterfasern verbinden sich auf dem Siebdeck zu Knäueln, das PVC-Pulver fällt dabei durch das Siebdeck mit einer Maschenweite von 500 Mikrometern. Das hochwertige Pulver kann als Werkstoff wiederverwendet werden – etwa für neue Gartenschläuche.