Bad Soden, Deutschland,
06
Juni
2018
|
14:00
Europe/Amsterdam

Messer eröffnet neues Kompetenzzentrum

Anwendungstechnisches Know-how für Gase in Krefeld gebündelt

Messer, der größte privat geführte Industriegasespezialist, eröffnet am 6. Juni 2018 in Krefeld ein neues Kompetenzzentrum. Es dient der Erprobung von Technologien zur Anwendung von Gasen in den Bereichen Lebensmittel, industrielle Kryoanwendungen, Schweißen und Schneiden sowie Chemie und Umwelt. Die Hallen, in denen das Kompetenzzentrum seine neue Heimat gefunden hat, bieten reichlich Platz für künftige Erweiterungen. 

Bisher waren Technika für die verschiedenen Bereiche auf unterschiedliche Standorte in mehreren Ländern verteilt. Sie werden nun in Krefeld zusammengeführt, von wo aus wichtige Zentralfunktionen des Unternehmens gesteuert werden, darunter die Anwendungstechnik. Die anwendungstechnischen Experten können jetzt in wenigen Minuten zu den Testanlagen gelangen; bisher waren dazu teilweise lange Reisen erforderlich. „Außerdem können sich unsere Fachleute aus den verschiedenen Bereichen so anhand praktischer Versuche austauschen und gemeinsam neue Lösungen für unsere Kunden finden“, betont Stefan Messer, Eigentümer und CEO der Messer Gruppe.

Zwischen Forschung und Anwendung

Die Ausstattung des neuen Technikzentrums umfasst unter anderem eine Kaltmahlanlage mit kompletter Klassier- und Analysetechnik, Equipment zum kryogenen Kühlen und Frosten von Lebensmitteln, Versuchsequipment für den Bereich Transportkühlung, eine Anlage für Hochdruckextraktion mit superkritischen Fluiden sowie Schweißgeräte für alle gängigen Schweißverfahren. Räume und Anlagen stehen zudem für Fortbildungsveranstaltungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Kunden zur Verfügung. 

Ein spezialisiertes Kompetenzzentrum bildet die Stufe zwischen Forschung und Entwicklung unter Laborbedingungen auf der einen und der industriellen Anwendung auf der anderen Seite. Es dient der detaillierten Analyse technischer Abläufe, der praktischen Erprobung neuentwickelter Anwendungstechnik sowie der Ausarbeitung spezifischer Lösungen für einzelne industrielle Anwendungen, welche in enger Zusammenarbeit mit Universitäten und Kooperationspartnern durchgeführt werden.

Gase in industriellen Anwendungen

Gase werden in vielen Industriebranchen und in ganz unterschiedlichen Prozessen genutzt. Ihr Einsatz hat in den letzten Jahrzehnten eine starke Ausweitung erfahren. Ständig entstehen neue gasegestützte Verfahren, bestehende Verfahren werden fortlaufend weiterentwickelt.

Im Bereich Schweißen und Schneiden geht es hauptsächlich – aber nicht nur – um die Bearbeitung von Metallen. Hier haben sich unter anderem aus der rasanten Entwicklung der Lasertechnologie viele neue Anforderungen an Schneid- und Schweißgase ergeben. Spezifische Gasgemische können Effizienz und Qualität von Schweißverfahren deutlich steigern. Zu diesem Bereich gehören auch additive Fertigung und 3D-Druck mit metallischem Material, wobei Schutzgase unverzichtbar sind.

Das gilt ebenso für den Bereich Chemie und Umwelt, wo sie für Sicherheit in den Prozessen sorgen und die Qualität der Produkte bewahren helfen. In der Regel geht es dabei um das Verhindern von Oxidationsreaktionen und damit auch um das Eindämmen von Brand- und Explosionsgefahr. Auf der anderen Seite wird Sauerstoff aber auch gezielt zur Prozessoptimierung eingesetzt, nicht zuletzt bei der Aufbereitung von Trinkwasser, Abwasser und Prozesswasser.

Die Lebensmittelindustrie nutzt Gase wegen ihrer chemischen und physikalischen Eigenschaften. Als modifizierte Atmosphäre (kurz MAP; Modified Atmosphere Packaging) in der Lebensmittelverpackung tragen sie zur Verlängerung der Produkthaltbarkeit bei; als Kältelieferant werden sie in zunehmendem Maß sowohl in der Verarbeitung als auch beim Transport eingesetzt. So werden kryogene Gase in der Lebensmittelproduktion zum schnellen Einfrieren, zum Oberflächenanhärten oder als Kältequelle während diverser Mischvorgänge eingesetzt. Für den Transport von Lebensmitteln können entweder ganze Lkw-Laderäume oder einzelne Isoliercontainer auf der gewünschten Temperatur gehalten werden.

Beim Kaltmahlen wird meist Flüssigstickstoff mit einer Temperatur von minus 196 Grad Celsius verwendet. Das kalte Gas macht das Mahlgut spröde und ermöglicht so die Herstellung von extrem feinen Pulvern. Außerdem wirkt die Kälte dem Verdampfen flüchtiger Inhaltsstoffe entgegen, was insbesondere beim Mahlen von Gewürzen wichtig ist, um die Aromastoffe im Produkt zu halten. Ein weiteres Beispiel für eine effiziente, umweltfreundliche Anwendung mit flüssigem Stickstoff ist das Reinigen von Abluftströmen durch Kondensation und Ausfrieren von dampfförmigen Stoffen aus Prozessabgasen in der chemischen Industrie, wobei die verflüssigten Dämpfe oft wiederverwendet werden können.

Der Physiker und Nobelpreisträger Dr. Dr. Georg Bednorz, einer der Entdecker der Hochtemperatur-Supraleitung, wird als Ehrengast bei der Einweihung des Technikzentrums über Supraleitung als Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts sprechen. Die modernen Hochtemperatur-Supraleiter verlieren ihren elektrischen Widerstand beim Kühlen mit flüssigem Stickstoff und besitzen seit einigen Jahren Marktreife für energietechnische Anwendungen. Hochtemperatur-Supraleiterkabel übertragen verlustfrei große Strommengen und ermöglichen so den Aufbau hocheffizienter Energieverteilungssysteme in Großstädten und Industrieanlagen.