Bad Soden, Deutschland,
15
Oktober
2013
|
13:00
Europe/Amsterdam

Gase und Technologien für die umweltfreundliche Papierherstellung

Der Fußabdruck wird kleiner

Ob es der Einkaufszettel ist und später der Kassenbon vom Supermarkt, ob das Dokument für die Besprechung im Büro, das Malbuch für die Kinder oder die Rolle fürs stille Örtchen – Papier brauchen wir alle täglich, trotz Computer und Internet. 2012 wurden laut dem Verband der Papierindustrie allein in Deutschland mehr als 22 Millionen Tonnen Papier, Karton und Pappe hergestellt.

Bis aus einem Baumstamm oder einem Stapel Altpapier verkaufsfertiges Papier wird, werden enorme Mengen Wasser und Chemikalien benötigt. Mit Gasen und ausgeklügelten Technologien können dabei sowohl der Verbrauch von Energie und Ressourcen als auch der Schadstoffausstoß deutlich reduziert werden.

Messer befasst sich seit langem intensiv mit der Entwicklung von Anwendungen und Lösungen, die eine nachhaltige Papierproduktion ermöglichen. So ist das Konzept der „Grünen Papierfabrik“ entstanden, das im Jahr 2011 für die österreichische Auszeichnung TRIGOS für Corporate Social Responsibility nominiert war. Teile des Nachhaltigkeitskonzepts werden zum Beispiel beim tschechischen Papierhersteller KRPA Holding umgesetzt. Bereits 2010 installierte Messer am Sitz des Unternehmens in Hostinné im Vorland des Riesengebirges eine Anlage zur Neutralisierung des alkalischen Abwassers mit Kohlendioxid. Es wird in Wasser zu Kohlensäure, die bei der Aufbereitung von Abwasser umweltschädliche und teure Mineralsäuren ersetzen kann.

In einem zweiten Schritt hat Messer für KRPA eine biologische Reinigungsanlage zum Abbau der organischen Belastung geplant und schließlich 2012 gebaut und in Betrieb genommen. Die neue Anlage nutzt ein freigewordenes, vorhandenes Becken und ergänzt die bis dahin genutzte mechanisch-chemische Technologie. Anstelle von einfacher Luft bringt sie reinen Sauerstoff in das Belebungsbecken der Kläranlage. Dieser erlaubt eine hohe Aktivität der aeroben Bakterien, was die biologischen Abbauprozesse in der kompakten Anlage deutlich beschleunigt. Seit Anfang Januar 2013 ist die neue Anlage in Betrieb. Die Qualität des Abwassers hat sich seither drastisch verbessert. Die gesetzlichen Grenzwerte werden nun um 70 Prozent unterschritten – zum Wohle der Elbe, an deren Oberlauf KRPA ansässig ist.

Um den ökologischen Fußabdruck der Papierproduktion noch weiter zu verkleinern, arbeitet Messer in Spanien gemeinsam mit dem spanischen Tissuepapierhersteller Gomà-Camps und dem slowenischen Forschungsinstitut IOS an einem von der Europäischen Union geförderten Projekt zur Entwicklung umweltfreundlicher und kostengünstiger Technologien für die Papierindustrie. Die Förderung erfolgt im Rahmen des Programms Eurostars, welches die Zusammenarbeit europäischer Unternehmen in den Bereichen Forschung und Entwicklung unterstützt. Ziel dieses Projektes ist zum einen die Entwicklung eines geschlossenen Wasserkreislaufs, um den Frischwasser- und Energieverbrauch sowie die Verwendung giftiger Chemikalien zu reduzieren. Zum anderen arbeiten die Spezialisten an einem Verfahren, das ein vollkommen chlorfreies Bleichen der Rohfasern ermöglicht. Damit könnte der Anteil recycelter Fasern in der Papierproduktion deutlich erhöht werden.

Das Forschungsprojekt läuft seit September 2011 – zunächst wurde im Labor experimentiert, seit Herbst 2012 werden die Versuche in industriellem Maßstab bei Gomà-Camps weitergeführt. Sowohl Kohlendioxid als auch Sauerstoff und Ozon kommen dabei zum Einsatz. Die Projektphase soll Mitte 2014 beendet werden.

Gomà-Camps legt großen Wert auf möglichst nachhaltige Produktionsmethoden und arbeitet nicht zuletzt zu diesem Zweck schon seit vielen Jahren mit Messer zusammen. Die Firmengruppe, deren Hauptsitz in La Riba (Tarragona) liegt, führt das EU-Eco-Label, das wichtigste Umweltschutz-Zertifikat der Europäischen Union. Von Messer bezieht das Unternehmen Kohlendioxid, mit dessen Hilfe verschiedene Betriebsparameter stabilisiert werden. Zudem sorgt auch bei Gomà-Camps Sauerstoff von Messer für eine biologische Abwasserklärung. In seinen Produktionszentren in Spanien und Portugal stellt das Papierunternehmen jährlich rund 90.000 Tonnen Tissuepapier her.